· 

LandFrauentag 2023 auf der Landesgartenschau Balingen

von Anne Retter

 

Die Sonne scheint und alles ist auf den Beinen an diesem Sonntag. Kurz nach 11.00 Uhr begrüßt Moderatorin Anne Retter (alias Schöpfergeist, The Storytelling-Genie) die Anwesenden vor der Hauptbühne der Gartenschau Balingen zum LandFrauentag 2023. Da das Vereinsjahr ohnehin ganz im Zeichen der Gartenschau stehe, habe man sich im Vorstand entschlossen, konsequent auch den diesjährigen LandFrauentag unter dem Motto „Ländlich, weiblich, unbeschreiblich“ hier zu veranstalten, erklärte sie.

Anschließend stellte sie sich und die vier Podiumsteilnehmerinnen vor:

  • Silke Edele, Bürgermeisterin von Weilen unter den Rinnen, Diplom-Verwaltungswirtin, Ehefrau, zweifache Teenager-Mutter und ehemalige Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises
  • Jill Carstens, selbstständige Fotografin im Handwerk, Vorsitzende des Handel- und Gewerbevereins Sonnenbühl, alleinerziehende Mutter einer anderthalb Jahre alten Tochter und aktives Mitglied bei Mutterschutz für alle e.V.
  • Heike Schäfer, die mit ihrem Mann und den beiden erwachsenen Kindern einen landwirtschaftlichen Grünlandbetrieb in Schömberg-Schörzingen führt. Sie ist gelernte Industriekauffrau und Betriebswirtin und ist im Landesbauernverband in der Antragsbearbeitung tätig
  • Jasmin Hertwig, freie Innenarchitektin, Landesvertreterin der Architektenkammer Baden-Württemberg und aktiv in der Kammergruppe Zollernalbkreis, lebt mit Ihrem Mann und den vier und sieben Jahre alten Söhnen nach vielen Jahren in Stuttgart wieder in Balingen 

Anne stellte ihnen die Frage, was sie positiv mit dem ländlichen Raum verbinde. Die Entscheidung für das Leben im Zollernalbkreis wurde überwiegend mit der hohen Lebensqualität, Naturnähe und einem insgesamt guten gesellschaftlichen Miteinander begründet. „Auch, wenn man vielleicht manchmal besser mit- als übereinander sprechen sollte“, betonte Jill. 

 

Was verbindet dich mit dem Leben auf dem Land? Welche spezifisch weiblichen Themen gibt es im ländlichen Raum?

 

Kinderbetreuung sei hier ein sehr wichtiger Punkt, meinten insbesondere Jasmin und Jill, die als selbstständig arbeitende junge Mütter genau wie Anne ihre Schwierigkeiten mit der Vereinbarkeit beider Rollen haben. Aber auch zahlreiche Großmütter im Publikum stimmten hier heftig nickend zu.

Nicht nur für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern auch für die Gleichstellung innerhalb der Gesellschaft ist dieses wichtige Thema relevant. Dass Frauen nicht zwischen Kind und Erwerbstätigkeit wählen müssen, ist auch wichtig, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die von Frauen geschaffenen Arbeitsplätze zu erhalten. Hier wünschen sich Jasmin und Jill für die Zukunft auch einen stärkeren Einsatz der LandFrauen.

Heike Schäfer brach eine Lanze für die häufig unsichtbare Care-Arbeit leistenden Hausfrauen und Mütter, die ganz besonders in landwirtschaftlichen Betrieben unwahrscheinlich viel ‚Arbeit im Hintergrund‘ stemmen, die kaum Wertschätzung oder auch nur Beachtung erhält. "Frauen, die ihren Männern den Rücken freihalten, damit sie Lebensmittel für unsere Gesellschaft erzeugen können, müssen wahrgenommen und entlastet werden!", unterstrich sie.

Silke Edele rief Frauen dazu auf, sich mehr zuzutrauen und sich in die Politik vorzuwagen. Ja, es gehe alles sehr langsam. Und ja, es sei mitunter ungeheuer verletzend, was insbesondere in sozialen Medien geschrieben werde, wenn man sich in die Sichtbarkeit traue. Aber: „Es ist zu wichtig, um es nicht zu tun“, betonte die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte. Die LandFrauen bieten für interessierte Frauen bereist Weiterbildungsangebote an, um sich beispielsweise auf ein kommunalpolitisches Amt vorzubereiten.

 

Was schätzt du an den LandFrauen und was wünschst Du Dir für die Zukunft von Ihnen?

 

Auch bei dieser Frage von Anne waren sich die Podiumsteilnehmerinnen weitgehend einig: Die unterstützende Gemeinschaft der Macherinnen, die viele Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnet und für Frauen und den ländlichen Raum viel bewegt, will keine aus der Runde mehr missen. Dennoch gibt es noch viel zu tun. „Wir brauchen jetzt auch ganz besonders die jungen Frauen, die müssen wir an Bord holen!“, brachte es Silke auf den Punkt.

 

Damit keine der tollen Frauen auf der Bühne vergisst, dass sie "ländlich, weiblich, unbeschreiblich" und eine Frau vom Land ist, gab's zum Dank für ihren Einsatz Kissen statt Blümchen. Auch Caro Dietz und Sibylle Hauser, die den LandFrauen-Tag organisiert hatten, durften sich über eine kuschelig weiche Gedächtnisstütze freuen. Auf dem Gruppenbild mit Marlies Blume sind außerdem Waltraud Kostanzer und Carola Gsell-Hodler aus dem Vorstandsteam zu sehen, die sich für die Gartenschau und den Kräutertisch insgesamt richtig ins Zeug gelegt haben.

 

V.l.n.r. Waltraud Kostanzer, Anne Retter, Carola Gsell-Hodler, Silke Edele, Heike Schäfer, Heike Sauer alias Marlies Blume, Jill Carstens, Jasmin Hertwig , Carolin Dietz und Sibylle Hauser
V.l.n.r. Waltraud Kostanzer, Anne Retter, Carola Gsell-Hodler, Silke Edele, Heike Schäfer, Heike Sauer alias Marlies Blume, Jill Carstens, Jasmin Hertwig , Carolin Dietz und Sibylle Hauser

Marlies Blume lässt das Publikum aufblühen

Im Anschluss nahm Marlies Blume schwungvoll und mit viel Begeisterung die Bühne ein. Die Ulmer Kabarettistin Heike Sauer, mit dem Sebastian-Blau-Preis für schwäbische Mundart und dem Kleinkunstpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde, sorgte mit ihrer quirligen Bühnenfigur für große Begeisterung.

 

Mit unterschiedlichen Kostümen, lautem Gesang und jeder Menge positiver Energie lockte sie mehr und mehr Publikum an. Arme werden in die Luft geworfen, Hände klatschen, Füße stampfen – und vorn auf der Bühne wirbelt ein pinkfarbenes Energiebündel. Als Höhepunkt lässt Marlies Blume die gut gefüllten Reihen ihr Lied von Bonobo Bodo und dem Bombo-Babierle singen. Die Botschaft, die sie den Frauen mitgeben will, lautet: Schätze deine Einzigartigkeit, sei du und feiere dich! Und: Weniger Meckern, mehr gemeinsam anpacken! 

 

Dass die LandFrauen Zollernalb genau das als Verein leben, zeigte sich beim anschließenden Treffen am Kräutertisch in den Erlebnisauen. Bei Erfrischungen und Knabbereien, die Steffi und Daniela vorbereitet hatten, wurde gelacht, diskutiert und vorausgeplant. 2023 gehört jedoch noch ganz der Gartenschau und den Veranstaltungen am Kräutertisch, die der Öffentlichkeit jeden zweiten Donnerstag leckere und kreative Angebote macht. Nähere Informationen zu den Terminen gibt es hier auf der Internetseite im Menü Termine oder im Pavillon in den Erlebnisauen.